
23. Mai 2025, Depot Talstraße, Talstraße 2, 52068 Aachen
Veranstalterinnen:
FORUM Gemeinschaftliches Wohnen e.V., Bundesvereinigung - Koordinationsstelle Bauen und Wohnen in Gemeinschaft der Stadt Aachen
Die Tagung „Gemeinschaftlich Wohnen plus in der Kommune“ ist vorbei. Hinter uns liegt eine vielseitige Tagung mit interessanten Vorträgen, Impulsen, Podiumsrunden, vielen Gelegenheiten zur Beteiligung und einer erkenntnisreichen Exkursion zum Projekt "Inklusiv Wohnen Aachen". Es wurde deutlich, dass gemeinschaftliche Wohnformen einen Beitrag zur kommunalen Daseinsvorsorge leisten können, indem sie die Entstehung von sorgenden Gemeinschaften fördern und inklusive generationengerechte Lebensräume schaffen. Während gemeinschaftliche Wohnzusammenhänge Nachbarn und Generationen verbinden, ermöglichen plus-Bausteine - wie Quartierscafés, Beratungsstellen, ambulant betreute Wohngemeinschaften - das Wohnen(-bleiben) im Quartier, auch bei Pflege-, Assistenz- und Betreuungsbedarf.
Bildnachweis: FORUM Gemeinschaftliches Wohnen eV., Bundesvereinigung / © Marcus C. Meierhöfer
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Bereitstellung von Grundstücken: Um Quartiere nachhaltig zu entwickeln, können Kommunen Grundstücke statt zum Höchstpreis, nach Konzeptqualität zur Verfügung stellen. Gezielte Ausschreibungen für Baugruppen und gemeinwohlorientierte Projektträger fördern die Entstehung von gemeinschaftlichen Wohnprojekten und -initiativen sowie bedarfsgerechten Wohn- und Unterstützungsangeboten. Auch die Vergabe von Erbbaurechten für städtische Grundstücke zu einem reduzierten Zins erleichtert die Finanzierung von Wohnprojekten.
Begleitung und Beratung von Akteuren auf kommunaler Ebene: Kommunale Fachstellen, wie die Koordinationsstelle Bauen und Wohnen in Gemeinschaft in Aachen, unterstützen Initiativen und bieten Beratung zur Umsetzung gemeinschaftlicher Wohnformen. Intermediäre Organisationen wie STATTBAU Hamburg übernehmen zudem eine Brückenfunktion zwischen Stadt und Projekteszene und wirken fachpolitisch sowie beratend an der Schaffung günstiger Rahmenbedingungen mit.
Einladung zu Runden Tischen: Kommunen können Akteure aus Wohnungsunternehmen, ambulanten Diensten, der Zivilgesellschaft etc. zusammenrufen, um Visionen und Ideen zur Stärkung der Daseinsvorsorge im Bereich Wohnen und Soziales zu entwickeln und gemeinsam nach passenden Lösungen zu suchen. Dabei gilt es kommunale Quartierslösungen mit starken Kooperationen zwischen verschiedenen Akteuren zu forcieren, um die Versorgung nachhaltig und wirtschaftlich zu gestalten.
Selbstständiges Wohnen und spätere Pflegeverlagerung: Gemeinschaftliche Wohnformen begünstigen nachbarschaftliche Unterstützung und Netzwerke. Kombiniert mit plus-Bausteinen wie ambulant betreuten Wohngemeinschaften, inklusiven Wohngruppen oder Tagespflegen ermöglichen sie es auch bei Pflege- und Unterstützungsbedarf länger selbstständig zu Hause wohnen bleiben zu können. Dies entspricht dem Wunsch der Mehrheit der Bürger:innen, verringert Versorgungslücken im stationären Bereich und senkt zugleich Kosten für Kommunen.
Wirtschaftliche Vorteile für Investoren: Selbstorganisierte Wohnprojekte mit Generalmietverträgen bieten für Investoren Vorteile wie geringeres Mietausfallrisiko und niedrigere Verwaltungskosten.
Hohe Nachfrage nach inklusiven Wohngruppen: Derzeit besteht insbesondere bei ambulant betreuten Wohngemeinschaften für Menschen mit Behinderung eine hohe Nachfrage, da diese Selbstverantwortung und Teilhabe ermöglichen.
Soziale Infrastruktur: Die Verbindung von Angeboten für benachteiligte Gruppen mit gemeinschaftlichen Wohnprojekten kann Nutzungskonflikten und Ressentiments vorbeugen, wie Erfahrungen aus dem Berliner Kontext zeigen, wo eine Einrichtungen der Obdachlosenhilfe im Erdgeschoss eines Wohnprojektes entstand.
Soziale Infrastruktur organisieren: Um spezielle Aufgaben wie Mobilität oder Unterstützungsdienste in größeren Quartieren wie z.B. dem „Prinz Eugen"-Areal in München besser organisieren zu können, erscheint die Gründung einer eigenen Quartiersgenossenschaft als sinnvoller Ansatz. Idee ist dabei, dass Dinge, die für das ganze Quartier da sind, auch vom ganzen Quartier getragen und finanziert werden, auch wenn einzelne Gruppen die Umsetzung übernehmen. Eine solche Genossenschaft wird von allen Investoren und Bauträgern im Quartier finanziert – beispielsweise durch einen Pauschalbetrag (0,50 € pro Quadratmeter gebaute Fläche). Dadurch wird unter anderem die Finanzierung gemeinschaftlicher Einrichtungen, wie zum Beispiel Gästezimmern in gemeinschaftlichen Wohnprojekten, auf alle Schultern verteilt, nicht nur auf die gemeinschaftlichen Wohnprojekte allein.
Einbindung verschiedener Akteure und Dienste: Ambulante Dienste sollten von Anfang an in die Planung von Wohn-Pflege-Formen eingebunden sein, um tragfähige, nachhaltige Angebote zu entwickeln und bedarfsgerecht zu bauen. Trägerinitiierte Wohnprojekte sollten darauf achten, zukünftige Bewohner:innen und Nutzer:innen an der Planung und Umsetzung zu beteiligen. Mögliche Kooperationspartner:nnen sind bspw. Wohnraumanbietende, Wohnprojekte, Sozialdienste, ambulante Pflegedienste und ehrenamtlich Helfende usw.
Finanzielle Förderung: Um Gemeinschaftliches Wohnen voranzubringen und erfolgreich umzusetzen braucht es eine gezielte Förderung. Als vorbildlich sind die Wohnraumförderung in Hamburg und Nordrhein-Westfalen hervorzuheben.
Sozialquartiersmanagement und Kümmerer: Für eine gelingende Umsetzung von Wohnprojekten in professioneller Trägerschaft braucht es Personen oder Strukturen, die das Gemeinschaftsleben koordinieren und begleiten, v.a. in der Startphase und darüber hinaus. Für die soziale Betreuung sowie die darüberhinausgehende Vernetzung im Quartier müssen hauptamtliches Personal eingeplant und die Finanzierungen möglichst langfristig gesichert werden.
Größe und Vielfalt der Projekte: Größere Wohnprojekte ermöglichen vielfältigere Angebote und Unterstützungsleistungen, kleinere Projekte sind oft schwerer wirtschaftlich zu realisieren. Allerdings sollte die Größe auch zum Standort und zur Zielgruppe passen. Im Bereich des Wohnens mit Pflegebedarf braucht es vielfältige Angebote, die sowohl ambulante als auch stationäre Pflegeformen umfassen, um den unterschiedlichen Bedarfen gerecht zu werden
Kontextbezogene Planung: Grundsätzlich gilt es die Bedürfnisse und Anforderungen vor Ort genau zu analysieren und die Projekte darauf auszurichten. Dabei sollte der Fokus auf einer nachhaltigen Gestaltung der Wohnformen liegen, die den sozialen und pflegerischen Bedürfnissen gerecht wird.
Wohnen für Hilfe: Eine Herausforderung im Zusammenleben der Studierenden mit Menschen mit Unterstützungsbedarf sind die zeitlichen Einschränkungen durch die Universität. Während Klausurzeiträumen und Semesterferien kommt es zu Engpässen in der Betreuung der Mitbewohner*innen.
Genossenschaftliche Wohnprojekte: Die Genossenschaftsanteile in neuen Genossenschaften sind für Menschen mit geringem Einkommen oft finanziell nicht tragbar. Hier braucht es weitere Unterstützungsmöglichkeiten wie bspw. einen Solidarfonds, um den Zugang in ein Wohnprojekt niedrigschwelliger zu gestalten. Diese finanzielle Hürde trifft die Zielgruppe für inklusive Wohnprojekte besonders stark.
Sektorenübergreifende Versorgung: Um die pflegerische Versorgung unter den Bedingungen des Fachkräftemangels und des demografischen Wandels zukünftig sicherzustellen ist es notwendig, dass Pflegepersonal flexibel eingesetzt werden kann und die starren Sektorengrenzen zwischen stationärer und ambulanter Versorgung abgebaut werden.
Wir bedanken uns herzlich für die wunderbare Zusammenarbeit mit der Koordinationsstelle Bauen und Wohnen in Gemeinschaft der Stadt Aachen sowie bei allen Mitwirkenden:
Angelika Majchrzak-Rummel, Rolf Frankenberger, Sophia Dollsack, Rainer Janssen, Dr. Romy Reimer, Carina Begaß, Claudia Bosseler, Katja Heinrichs, Heribert Kleene, Dr. Tobias Behrens, Oliver Klingelberg, Britta Klemm, Melanie Kloth, Monika Schneider, Aja Reisewitz, Hans Grein, Dr. Manuel Lutz, Dennis Brando, Marita Holper.
Die Fachtagung ermöglichte die Förderung des Projektes WIN für Gemeinschaftliches Wohnen durch das Bundesfamilienministerium. Infos unter: https://win.fgw-ev.de/
Was interessiert Sie besonders am Thema bzw. welche Kernfrage bringen Sie mit zur Fachtagung?

Vortrag: Was ist Gemeinschaftliches Wohnen plus?
Dr. Romy Reimer | Geschäftsführerin FORUM Gemeinschaftliches Wohnen e.V., Bundesvereinigung
Vortrag: Situation und Aufgaben in Aachen
Carina Begaß | Abteilungsleiterin Planung, Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen, Soziales, Integration
Impuls: Heribert Kleene | Bürgermeister, Gemeinde Vrees
Impuls: Dr. Tobias Behrens | STATTBAU Hamburg, Gründungsmitglied Schlüsselbund eG
Impuls: Oliver Klingelberg | Teamleitung Sozialmanagement, BGW Bielefelder Gesellschaft für Wohnen und Immobiliendienstleistungen mbH
Impuls: Aja Reisewitz und Jamie Müller | Z.WO eG, Mainz
Impuls: Dr. Manuel Lutz | STATTBAU Berlin
Impuls: Marita Holper, Dennis Bando | Inklusiv Wohnen Aachen e.V.
Impuls: Britta Klemm | Bereichsleitung, SozialGestaltung GmbH, Köln
Impuls: Melanie Kloth | Leiterin Wohnungsmarkt und Strategie, Wohnraumförderung NRW Bank
Impuls: Monika Schneider | Geschäftsführerin, Agentur für Wohnkonzepte, Köln