Vom Einfamilien- zum Mehrpersonenhaus

Potenzial für Wohnraum im Bestand

In Deutschland werden 60 % der Einfamilienhäuser nur noch von ein oder zwei Personen bewohnt. Wird der Gebäudetyp zu Beginn meist von Familien genutzt, folgt nach dem Auszug der Kinder häufig eine längere Phase, in der das Haus zwar eine hohe Wohnqualität bietet, aber zunehmend auch mit viel Arbeit, hohen Kosten, Einsamkeit und mangelnder Barrierefreiheit verbunden ist.

Immer mehr Kommunen erkennen das Potenzial der Ein- und Zweifamilienhäuser für die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum im Bestand. Sie fördern die Umnutzung zu „Mehrpersonenhäusern“ durch Beratung und die Schaffung von Vermittlungsstrukturen, geben finanzielle Zuschüsse zum Umbau und entwicklen Konzepte für flächensparende und gemeinschaftliche Wohnmodelle vor Ort.

In Mehrpersonenhäusern sind unterschiedliche Formen gemeinschaftlichen Wohnens möglich. Die Bewohner*innen entscheiden selbst, wie viel Raum sie teilen und wie viel Rückzugsmöglichkeiten sie haben möchten. Gemeinschaftliche Wohnformen bieten Chancen für sozialen Austausch, geteilte Kosten, Mieteinnahmen, Unterstützung im Haushalt/Garten und eine geteilte Pflegeunterstützung.

Auf dem Weg zur gemeinschaftlichen Wohnnutzung sind mehr kommunale Beratungs- und Unterstützungsangebote wünschenswert, wie die Beispiele der Wohnraumagentur der Stadt Göttingen und der Kontaktstelle Wohnraum der Stadt Osnabrück zeigen.

Weitere Informationen zum „Umbau und Umnutzung von Einfamilienhäusern – Schwerpunkt gemeinschaftliches Wohnen" finden Sie auf der Website des Niedersachsenbüro Neues Wohnen im Alter.

Bildnachweis: Joe van Molen/Pixabay

Material zum Download/Links

OptiWohn: Flächennutzung optimieren – Neubaudruck mindern

Das Projekt OptiWohn widmet sich der Frage, wie die kommunale Ebene suffizientes Wohnen unterstützen kann. Vielerorts ist das Angebot an geeignetem und bezahlbarem Wohnungen begrenzt. Zur gleichen Zeit lässt sich beobachten, dass deutlich weniger Personen in einem Haushalt leben, als noch vor einigen Jahren und die Wohnfläche pro Person stetig anwächst. Suffizientes Wohnen will die menschlichen Grundbedürfnisse befriedigen, ohne dabei die ökologischen Belastungsgrenzen zu überschreiten. Im Projekt werden an drei Standorten in Göttingen, Köln und Tübingen Beratungs- und Unterstützungsformate entwickelt, die auch von anderen Städten in Deutschland unter Anpassung an die lokalen Bedingungen angewandt werden können.

Hier geht es zur Website OptiWohn.

StadtWeltRaum eG Bremen

In Bremen Süden, in Habenhausen, bewohnen zehn Personen im Clusterwohnen zwei top energetisch sanierte, alte, nachbarschaftliche Häuser in einer kleinen Kopfsteinpflasterstraße hintern Deich.In den beiden Häusern gibt es insgesamt acht Einheiten, jedes dieser Cluster hat 1-3 Zimmer, ein privates Bad und einen Bereich für Küche oder Kochzeile.Zusätzlich hat jedes Haus einen Gemeinschaftsbereich mit großer Küche, schönem Wohnbereich und Gästebad, der allen zur Verfügung steht.

Weitere Informationen zur StadtWeltRaum eG Bremen hier.

 

GRÜNE LIGA: Wohnraum Datenbank

Obwohl ungenutzter Wohnraum in öffentlichen Debatten bisher zu wenig Beachtung findet, gibt es bereits eine beachtliche Zahl an Beratungs-, Vermittlungs- und Förderangeboten.

Für private Hauseigentümer*innen ist das weitläufige Feld der Möglichkeiten jedoch unübersichtlich. Deshalb hat die GRÜNE LIGA eine Datenbank erstellt, in der diese Angebote zusammengefasst werden.

Die Datenbank versammelt Angebote in Deutschland mit dem Ziel der Weiterentwicklung bestehender Wohnverhältnisse und der Aktivierung von ungenutztem Wohnraum. Die Schwerpunkte liegen auf Wohnen im Alter und gemeinschaftlichem Wohnen.

Viele Angebote sind regional begrenzt, einige aber auch bundesweit wahrnehmbar. Es besteht die Möglichkeit, die Suche in der Datenbank mit drei Filterkategorien einzugrenzen. Neben der Region, können die Ergebnisse nach Angebotstyp und inhaltlichem Schwerpunkt sortiert werden.

Zur GRÜNE LIGA Wohnraum-Datenbank geht es hier.

Immobilienrente – das Eigenheim stiften

Im Vergleich zu anderen Ländern ist die Immobilienrente in Deutschland bisher ein Nischenprodukt. Neben kommerziellen Anbietern gibt es mehrere gemeinnützige Stiftungen, wie Caritas, Malteser oder Wilhelm Sander-Stifung, die eine Immobilie gegen Vereinbarung einer Immobilenrente, Einmalzahlung oder Einräumung eine Wohn- oder Nießbrauchrechts übernehmen. So hat die gemeinnützige Stiftung Liebenau das Modell der Zustifterrente etabliert und vor zwanzig Jahren die ersten Immobilen erworben: Die Eigentüme*innen verkaufen die selbst genutzte Immobilie und erhalten dafür statt eines Kaufpreises eine lebenslange oder befristete monatliche Zahlung und/oder einen bestimmten Einmalbetrag – und ein lebenslanges Wohnrecht, das durch einen Eintrag im Grundbuch gesichert wird. Informationen zum Modell der Zustifterrente der Stiftung Liebenau, die auch jährlich zu Fachtagen rund um das Thema einlädt, gibt es hier.